Gespräch des PresseClub Regensburg bei Vitesco Technologies
Andreas Wolf ist von der Elektromobilität als die Zukunftstechnologie überzeugt. Nicht aus Opportunismus, wie sein beruflicher Status als Chief Executive Officer (CEO) von Vitesco Technologies nahe legen könnte, sondern bestens fundiert mit guten Argumenten. „Sie haben mir in Bezug auf Elektromobilität ein gutes Stück weitergeholfen“, bedankt sich Manfred Sauerer, Vorsitzender des PresseClub Regensburg. Und er spricht im Namen der Mitglieder, die auf Einladung des Weltkonzerns in die Zentrale an der Regensburger Siemensstraße zu einem Informationsgespräch gekommen waren.
Der Weg von Vitesco Technologies von einer Division bei Continental bis zur völligen Eigenständigkeit war nicht einfach. „Dass wir uns auf Lösungen für elektrifizierte Antriebsarten fokussieren wollten, hat auch bei Fachleuten wie Börsenanalysten manch mitleidiges Lächeln hervorgerufen.“ Zu vage waren aus deren Sicht die Indizien vor allem innerhalb der Automobilindustrie, wohin der Weg den gehen würde. „Bei Antriebstechnologien mit fossilen Brennstoffen wie Benzin oder Diesel sind die deutschen Autobauer absolute Spitze.“ Darin sieht Wolf wohl auch einen Grund, dass sie wesentlich später auf die Elektrogleise abgebogen sind als fernöstliche Mitbewerber. „Wir hecheln hier oder da den Chinesen oder Koreaner hinterher.“
Vitesco Technologies hat aus Sicht seines Chefs – er hat die Funktion des Vorstandsvorsitzenden am 1. Oktober 2019 übernommen – die Zeichen der Zeit erkannt. Diese Zeichen der Zeit sind für die anwesenden Mitglieder vor der Veranstaltung noch mit vielen Fragezeichen behaftet. Die Erläuterungen von Ingenieur Simon Baensch an zwei Forschungsfahrzeugen bringt jedoch Licht ins Dunkel. Ladekapazitäten bis 800 Volt für schnellere Energieaufnahme und größere Reichweiten anzustreben, machen ja Sinn, und helfen sicher mit, die Skepsis gegenüber der E-Mobilität abzubauen.
Den Knoten bringt Andreas Wolf im Gespräch mit Moderator Ralf Scheuerer zum Platzen. „Vitesco Technologies produziert zusammen mit den Mitbewerbern Dinge, ohne die die Mobilität – elektrisch oder fossil – nicht möglich wäre.“ In fast allem, was fährt, biete das Unternehmen im Bereich Elektrifizierung Lösungen – von der Einzelkomponente über intelligente Betriebsstrategien bis hin zum kompletten Antriebssystem. Im Umfeld von Verbrennungsmotoren hat Vitesco Technologies innovative Abgasnachbehandlungen und unterschiedliche Stufen der Elektrifizierung parat und unterstützt die Fahrzeughersteller auf dem Weg zu einer nachhaltigen Mobilität. Auch außerhalb des Antriebsstrangs nutzt das Unternehmen seine Kernkompetenzen. Beispiele sind Anwendungen für einen komfortablen Fahrzeugzugang durch die Nutzung des Sensor-Know-hows oder der Einsatz von Drucksensoren im Bereich von Bremssystemen.
Für die Zukunft aber setzen Andreas Wolf und seine Belegschaft den Fokus auf Elektromobilität. „Wir wollen die dafür nötige Forschung forcieren, die Produktion ausbauen und uns noch stärker international aufstellen.“ Mit dem Slogan „powering clean mobility“ verfolgt das Unternehmen eine klare Strategie mit Schwerpunkt auf die Nachhaltigkeit. „Der Markt wird bald leistungsfähigere Batterien haben, die klimaneutral hergestellt werden mit Materialien, die nicht zu Abhängigkeiten führen“. Am Ausbau der nötigen Stromkapazität und der Ladeinfrastruktur hat Wolf keine Zweifel. „Bei der Effizienz wie auch den Kosten lassen E-Fahrzeuge schon heute die Verbrenner weit hinter sich.“ Die Strategie ist ebenso stringent – „wir wollen unsere Komponenten in möglichst viele Antriebssystem einbauen, für Kunden weltweit“.
Der Blick auf den Börsenkurs von Vitesco Technologies zaubert Andreas Wolf derzeit ein Lächeln ins Gesicht. „Wir liegen jetzt über dem Eröffnungskurs bei unserem Börsengang 2021.“ Dabei freut er sich über die Erkenntnisse einiger erfahrener Börsenanalysten, die – wie anfangs erwähnt – nicht an den Erfolg von Vitesco Technologies geglaubt haben und nun die „Konfession“ gewechselt haben. Auch am Hauptsitz in Regensburg lässt Andreas Wolf nicht rütteln, von wo aus rund 38.000 Mitarbeitende an rund 50 Standorten weltweit forschen, entwickeln und produzieren.